Orientierungshilfen

Werkzeuge, Quellen und Leitlinien für Unternehmen und Organisationen für die Bilanzierung und Reduktion von Treibhausgasemissionen.

Stand: 09.12.2023

Bilanzierungsmethoden und Nachhaltigkeitsberichte werden aktuell noch nicht für alle Akteure einheitlich gesetzlich geregelt und vorgeschrieben. Obwohl sich Klimaneutralitätsziele verschiedener Organisationen nicht leicht miteinander vergleichen lassen, stehen branchenspezifische Ansätze zur Verfügung oder werden momentan erarbeitet (siehe z. B. https://sciencebasedtargets.org/sectors).

Aktuell berücksichtigen die meisten Bilanzen nur direkte (Scope 1) und indirekte (Scope 2) Emissionen gemäß dem Greenhouse Gas Protocol. Die sogenannten Scope 3 Emissionen, also die Emissionen der Wertschöpfungskette, werden häufig aufgrund fehlender Methoden oder Daten nur verkürzt dargestellt.

Die im Folgenden genannten Werkzeuge, Quellen und Leitlinien können Interessierte als Orientierungshilfe nutzen, um die Treibhausgasemissionen in ihrem Einflussbereich zu bilanzieren und zu reduzieren. Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und wird bei Bedarf aktualisiert und ergänzt. Es ist zu erwarten, dass Initiativen neu hinzukommen, Methoden erweitert und verfeinert werden. Auch auf nationaler und europäischer Ebene werden Verfahren zur Erfassung und Bilanzierung neu definiert und Gesetze verabschiedet (beispielsweise gemäß der ESRS-Templates im Rahmen der europäischen Nachhaltigkeitsberichterstattungsrichtlinie CSRD).

Innerhalb der EU gibt es über 200 Umweltlabels und mehr als 80 Initiativen und Methoden, um CO2-Emissionen zu erfassen. Um europaweit wirksame und transparente Bewertungen einzuführen und Greenwashing zu verhindern, hat die Europäische Kommission die “Initiative on Green Claims” gestartet (https://ec.europa.eu/environment/eussd/smgp/initiative_on_green_claims.htm), mit dem Ziel für Unternehmen und Verbraucher transparente und wirksame Standards in Bezug auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu entwickeln.

Nach unserem Verständnis sind die im Folgenden genannten Internetseiten von zentraler Bedeutung für den Einstieg.

Ecocockpit

Die Effizienz-Agentur NRW hat ein Bilanzierungstool für mittelständische Unternehmen zur Erfassung und Reduktion von Treibhausgasemissionen entwickelt (https://ecocockpit.de/). Die Effizienz-Agentur bietet kostenfreie, individuelle Erstberatungen an. Das hauseigene Bilanzierungstool “Ecocockpit” ermöglicht nach einer Registrierung die selbstständige Erstellung von Treibhausgasbilanzen nach dem GHG Protocol. Darüber hinaus werden auch Strategien zur Steigerung der Ressourceneffizienz aufgezeigt. Die eingegebenen Daten werden nicht extern gespeichert, können aber auf eigenen Systemen gesichert werden. Darüber hinaus bietet das Umweltministerium weitere Programme zum ressourceneffizienten Wirtschaften (https://www.umwelt.nrw.de/umwelt/umwelt-und-ressourcenschutz/ressourceneffizientes-wirtschaften/oekoprofit/).

GHG Protocol

Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol (https://ghgprotocol.org/) ist der am weitesten verbreitete Standard zur Bilanzierung von Treibhausgasemissionen. Das GHG Protocol bietet auch Beratung, Training und Werkzeuge zur Erfassung von Emissionen an. Es werden Unternehmen, Organisationen, Länder und Städte beraten. Die Normierungsorganisationen ISO und DIN haben außerdem die Umweltmanagementnorm ISO 14064 entwickelt, die auf dem GHG Protocol basiert (https://www.iso.org/standard/66453.html).

SBTi

Die “Science Based Targets initiative” (SBTi) (https://sciencebasedtargets.org/net-zero/)  stellt wissenschaftliche, evidenzbasierte Strategien und Standards für Unternehmen zur Verfügung, die Treibhausgasneutralität anstreben. Hierbei werden branchenspezifische Besonderheiten der verschiedenen Industriezweige wie Zement-, Finanz- oder Chemieindustrie berücksichtigt. Neben zahlreichen Werkzeugen stehen auch Experten unterstützend zur Verfügung. Exemplarisch verweisen wir auf Reduktionsstrategien für den Energiesektor (https://sciencebasedtargets.org/sectors/power).

SME Climate Hub

Das SME climate hub (https://smeclimatehub.org) richtet sich an kleinere Unternehmen. Das wichtigste Werkzeug ist das 1.5°C Business Playbook, herausgegeben von der Exponential Roadmap Initiative  (https://exponentialroadmap.org/business-playbook/). Es werden konkrete Wege zur Emissionsreduktion angeboten, mit frei zugänglichen Werkzeugen zur Bestandsaufnahme und Anleitungen zur Emissionsminderung. Die Erfolge der sich beteiligenden Unternehmen werden veröffentlicht. Der Initiative haben sich auch viele Unternehmen aus Deutschland angeschlossen (https://smeclimatehub.org/committed-businesses/?search=&sector=&country=UN EP FI Principles for Sustainable Insurance (PSI)

CSRD

Die “Corporate Sustainability Reporting Directive” (CSRD) ist der neue europäische Standard für die Erfassung von Nachhaltigkeitsinformationen. Unternehmen von öffentlichem Interesse mit mehr als 500 Mitarbeiter*innen müssen ab 2024 nach den CSRD-Standards berichten, alle anderen bilanzrechtlich großen Unternehmen ab 2025 und bilanzrechtlich kleine und mittlere Unternehmen sukzessive ab 2026. Ziel ist es, eine erweiterte, vereinheitlichte Berichtspflicht und eine externe Prüfung zu implementieren. Da zu erwarten ist, dass Datenanfragen mittelfristig auch die Geschäftspartner dieser Unternehmen betreffen, sind die dazugehörigen “European Sustainability Reporting Standards” (ESRS) zukünftig auch für kleine Unternehmen relevant.

Deutsche Nachhaltigkeitskodex

Der Deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) unterstützt den Aufbau einer Nachhaltigkeitsstrategie und bietet einen Einstieg in die Nachhaltigkeitsberichterstattung. Um den DNK zu erfüllen, erstellen Unternehmen eine sogenannte DNK-Erklärung. Der DNK-Leitfaden dient dabei als Orientierungshilfe für bestehende Anwender und solche, die es werden wollen. Zukünftig soll der DNK an die Vorgaben der CSRD angepasst werden.

Leitfaden des Wuppertal Instituts

Das Wuppertal Institut hat 2021 einen Leitfaden zur Klimaneutralität in Unternehmen veröffentlicht, der sich aus 10 Empfehlungen zusammensetzt. Darin geht es unter anderem um Fragen der CO2-Kompensation und der Außendarstellung sowie Regeln bester Praxis für die Treibhausgas-Bilanzierung.

UBA-Studie

Das Umweltbundesamt hat im Juli 2023 ihre erste Studie zur Frage der Klimaneutralität in Unternehmen veröffentlicht. Dieser erster Teil verschafft einen “Überblick zu freiwilligen Initiativen und Aktivitäten zur Treibhausgasneutralität auf unterstaatlicher Ebene”. Die Autoren (Fraunhofer ISE) listen unter anderem 5 Merkmale für “glaubwürdige Klima- und THG-Neutralitätsziele” auf (S.29).

UBA-Rechner

Eine Berechnung ders individuellen CO2-BilanzAbdrucks kann mit dem Rechner des Umweltbundesamts vorgenommen werden: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/.